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Sicherheitshinweise:


CRISPR-Tiere

Die Zebraffe (GIRAFFA ZEBRAICA)

Die Zebraffe ist ein Waldrandbewohner Ostafrikas und sehr scheu. Wie alle Giraffenarten ist sie Pflanzenfresser, und die weibliche Zebraffe bringt im Schnitt alle drei Jahre ein Jungtier zur Welt. Wegen der zuweilen recht parallelen Streifen wird sie auch Klaviergiraffe oder Linealgiraffe genannt. Da die Streifen der Zebraffe immer genau 7,23 cm breit sind, lässt sich die Größe eines quergestreiften bzw. die Länge eines der selteneren längsgestreiften Exemplare durch einfaches Abzählen der Streifen ermitteln. Der Versuch, beim Okapi (Waldgiraffe) ein Tier mit weißen Streifen auf schwarzbraunem Grund zu erzeugen führte zwar zum Erfolg, jedoch war dieses Exemplar nicht reproduktionsfähig.

Der Fleischwolf (CARNIS LUPUS)

Im Gegensatz zu seinem bekannteren Verwandten ist der Fleischwolf ein reiner Fleischfresser. Seine markante runde Nase mit den fünf runden Öffnungen ist mit rasiermesserscharfen kleinen Härchen besetzt, mit denen er seine Beute zunächst enthaart, bevor er sie frisst.Außerdem schneidet er bereits beim Fressvorgang Beuteteile durch vier der fünf Nasenlöcher wieder aus, die nicht zur Verdauung gelangen sollen. Sein fast zylinderförmiger, gedrungener Rumpf, das silbergraue, kurze Fell sowie die Schwanzspitze, die bei der Nahrungsaufnahme fast um 90° abgeknickt wird, führten zu seinem Technik-nahen Namen.

Die Ameisenmöwe (EMMA FORMICULA)

Die hierzulande meist unbekannte Ameisenmöwe ist im indonesischen West-Irian beheimatet und bevölkert dort die insektenreiche Nordküste. Mit der dortigen Winkelschneiderameise (FORMICULA RECTANGULANS) lebt sie quasi in Symbiose: Während die große Ameise dem Kot der Möwen ätzende Stoffe entzieht, um damit eckige Stücke aus den Blättern des australischen Küsten-Ficus zu schneiden, diese dann zu „Kinderzimmern“ seines Nachwuchses faltet und aneinanderklebt, pickt die männliche Möwe ihrerseits auf die wehrhafte Ameise ein, um diese scheinbar vertreiben zu wollen. Dabei spritzt die Ameise ein Sekret auf das Möwenmännchen, das damit in der Balzzeit Weibchen anlockt oder ansonsten Rivalen imponiert.

Der Techdachs (MELES ARGENTIFICIENS)

lebt in China und angrenzendem Südostasien meist in der Peripherie von Großstädten. Er ist kleiner als sein europäischer Artgenosse und noch scheuer. Er ist fast blind, ortstreu, kommt jedoch aus seinem weit verzweigten Bau stets hervor, wenn Gefahr zu drohen scheint, da er auch Aas frisst. Die Chinesen jagen ihn, indem sie mit schweren Maschinen über seinem Bau umherfahren, woraufhin der Techdachs seinen Bau verlässt, um nach Aas zu suchen. In letzter Zeit wird der Techdachs von der chinesischen Geheimpolizei gefangen und zur Grenzsicherung eingesetzt. Im Naturschutz bewährt hat sich das Tier auch als Fressfeind der japanischen Feuerranke HANG SENG, deren Berührung für Erwachsene schmerzhaft ist und für Kinder tödlich sein kann.

Der Wanderpanda (ALLURO VIATOR)

In den steilen Tälern Szechuans lebt dieser kleinste Vertreter der Familie der Pandas. Im allgemeinen ist er ähnlich träge wie seine größeren Verwandten. Im Gegensatz zu ihnen bedient er sich gern eines Werkzeugs: einem etwa 80 Zentimeter langen Zweig, der an einem Ende hakenförmig gebogen ist. Damit zieht er beim Fressen entferntere Zweige zu sich heran, um sich noch weniger bewegen zu müssen. Wechselt er seinen Fress- oder Schlafplatz, so benutzt er sein Werkzeug zuweilen auch als Wanderstab. An seinen Hinterpfoten beginnt die Behaarung außerdem erst am Kniegelenk, was an Wanderer mit Kniebundhosen erinnert. Treffen sich zwei Wanderpandas, so so begrüßen sie sich mit einem quäkenden Gebrabbel. So geben sie sich ihren Artgenossen akustisch zu erkennen. Wanderpandas können trotz ihres behäbigen Bewegungstempos bis zu vierzig Kilometer täglich zurücklegen.

Das Nölpferd (HIPPOKAKOPHONOS)

Das in allen Teilen der Welt unter verschiedensten Namen verbreitete Nölpferd ist entgegen dem ersten Augenschein nicht aggressiv. Zwar nähert es sich dem Menschen und anderen Tierarten mit lautem Geschrei und heftigen Bewegungen, macht sich groß und fletscht die Zähne, sucht aber letztlich bloß nach Gesellschaft, da es im Laufe seines Lebens zur Vereinzelung drängt. Kleine Herden junger Nölpferde lassen sich schon von weitem hören. Mit ihren zahlreichen und übelriechenden Hinterlassenschaften vertreiben sie oft andere Arten von Wasserstellen oder sicheren Anhöhen, die sonst als Sammelpunkt einer ganzen regionalen Fauna gelten könnten. Mit dem Nölpferd ist der Evolution ein Meisterstück zusammenfallender Gegensätze gelungen: Obwohl das Nölpferd stets auf der Suche nach Gesellschaft ist und doch seine Artgenossen zu meiden scheint, hat es sich trotz zahlreicher Fressfeinde über den ganzen Globus verbreitet.








Wem hörst du?

    - Schmallenberger Namens-Puzzle -

  1. Als der Schneider den Schmidt schulte, schauerte Schüttler
  2. Droste Vogt, dann gibt's was auf den Spiekermann!
  3. Schütte Richter das Beste von Müller ein, dann nückelt Becker dran.
  4. Ewers uns versahen, lag Didam mit Dünnebacke im Bette – nicht im Feld, Mann! - und grobbelte ihm den brune Harnacken.
  5. Klauke inem Fischer daus Heimes ist nicht von Pape.
  6. Hanses endlich? Oder mönig das nur?
  7. Ich Hoffmann: Föst erste reicht's. Sonst werdet ihr wieder albers und gnackert nur rum!
  8. Sonntag gerickert ist halbe geruppert.



Die Bremer Stattmusikanten

- frei nach den grimmigen Gebrüdern -

150 Jahre später...

In einer Schule gab es einen Esel namens Musik, der schon lange Jahre unverdrossen die Kinder an den Klang der Worte, der Dinge und des Lebens herangeführt hatte; jedoch übertönte der Lärm der Maschinen, der Leistung und der Spaßindustrie seine Mühen, so dass er zur Arbeit immer untauglicher schien. Da dachte sein Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber die Musik merkte, dass kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen: dort, meinte es, könnte es ja Stattmusikant werden. Als es ein Weilchen fortgegangen war, fand es einen bunten Hund namens „Kunst“ auf dem Wege liegen, der jappte wie einer, der sich müde gelaufen hat. "Nun, was jappst du so, Packan?" fragte der Esel. "Ach", sagte der Hund, "weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde, auch auf der Jagd nach den schnellen Bildern nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr wollen totschlagen, da hab ich Reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?" "Weißt du was", sprach der Esel, "ich gehe nach Bremen und werde dort Stattmusikant, geh mit und lass dich auch bei der Statt annehmen. Ich spiele die Laute, und du schwingst den Pinsel!". Der Hund war's zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, so saß da eine Sport-Katze an dem Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. "Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel. "Wer kann da lustig sein, wenn´s einem an den Kragen geht", antwortete die Sport-Katze, "weil ich nun zu Jahren komme, die Turnhalle durchregnet und ich deshalb lieber im Klassenraum sitze und Theorie mache als bei Wind und Wetter durch Wald und Feld zu jagen, hat mich meine Frau aus dem Abitur jagen wollen; ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rat teuer: wo soll ich hin?" "Geh mit uns nach Bremen, du verstehst dich doch auf den Rhythmus und das Radschlagen, da kannst du ein Stattsportler werden." Die Katze hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hof vorbei, da saß auf dem Tor der katholisch-evangelische Haushahn und schrie aus Leibeskräften. "Du schreist einem durch Mark und Bein", sprach der Musik-Esel, "was hast du vor?" "Da hab ich gut Wetter prophezeit", sprach der Kirchhahn, "weil unserer lieben Frauen Tag ist, wo sie dem Christkindlein die Hemden gewaschen hat und sie trocknen will; aber weil morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Wirtschaft doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wollte mich morgen in der Suppe essen, und da soll ich mir heut Abend den Kopf abschneiden lassen. Nun schrei ich aus vollem Hals, solang ich noch kann." "Ei was, du Schwarzkopf mit dem roten Kamm", sagte der Esel, "zieh lieber mit uns fort, etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen auf den Putz hauen, so muss es eine Art haben." Der Hahn ließ sich den Vorschlag gefallen, und sie gingen alle viere zusammen fort.

Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tag nicht erreichen und kamen abends in den Wald, wo sie übernachten wollten. Der Musik-Esel und der bunte Hund legten sich unter einen großen Baum, die Sport-Katze und der Kirchhahn machten sich in die Äste, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um, da däuchte ihn, er sähe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu, es müsste nicht gar weit ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel: "So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht." Der Kunsthund meinte, ein paar Lehrer und ein paar Euros dran täten ihm auch gut. Also machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Rathaus kamen. Der Musik-Esel, als der größte, näherte sich dem Fenster und schaute hinein. "Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. "Was ich sehe?" antwortete der Esel. "Einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Politiker sitzen daran und lassen´s sich wohl sein." "Das wäre was für uns", sprach der Kirchhahn. "Ja, ja, ach, wären wir da!" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, wie sie es anfangen müssten, um die Politiker hinauszujagen, und fanden endlich ein Mittel. Die Musik musste sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, die Kunst auf des Musik-Esels Rücken springen, der Sport auf die Kunst klettern, und endlich flog die Religion hinauf und setzte sich dem Sport auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen: die Musik schrie, die Kunst malte schwarz, der Sport begann das Rat-Schlagen, und die Religion krähte dreimal; dann stürzten sie durch das Fenster ins Parlament hinein, dass die Scheiben klirrten. Die Politiker fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als eine Revolution käme herein, und flohen in größter Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übriggeblieben war, und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten.

Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Licht aus und suchten sich eine neue Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Die Musik legte sich neben die HiFi-Anlage, die Kunst zwischen die Werkzeuge, der Sport auf den Herd bei die rote Asche, und die Religion setzte sich auf ein Lattenkreuz; und weil sie müde waren von ihrem Kampf, schliefen sie auch bald ein. Als die Zeit ihrer Wahl vorbei war und die Politiker von weitem sahen, dass kein Licht mehr im Rat-Haus brannte und sich niemand um das Rat-Haus scherte, auch alles ruhig schien, sprach der Landesherr: "Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen", und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Bildungspolitik, ein Licht anzuzünden, und weil er die glühenden, feurigen Augen der Sport-Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, dass es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur Hintertüre hinaus, aber der bunte Hund, der da lag, sprang auf und biss ihn ins Bein; und als er an der HiFi-Anlage vorbeirannte, gab ihm der Musik-Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß: der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlaf geweckt und munter geworden war, krähte dreimal: "Kikeriki! Kikeriki! Kikeriki!" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach: "Ach, in unserem Haus sitzt eine gräuliche Kompetenz-Hexe, die hat mich angehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt; und vor der Türe steht ein Volksbegehren mit einem Messer, das hat mich ins Bein gestochen, dass ich kaum noch vorwärts kam; und auf dem Hof liegt eine düstere Wahlprognose, die hat mit einer Zeitung auf mich losgeschlagen; und oben auf dem Dache, da sitzt der Volksmund, der rief: "Bring mir den Schelm her". Da machte ich, dass ich fortkam." Von nun an getrauten sich die Politiker nicht weiter in das Rat-Haus, den vier Bremer Stattmusikanten gefiel's aber so wohl darin, dass sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm.




2025 – Eine Bildungsvision

Auf einer Bank im Park sitzen ein älterer, grau melierter Herr im Anzug und eine Sechzehnjährige eng umschlungen. Die Schülerin weint. Der Lehrer hat ebenfalls feuchte Augen, denn nach einem Blick in den Periodenkalender seiner Schülerinnen hat er gesehen, dass Anja zu Recht Grund zur Sorge hat. Als aufmerksamer und engagierter moderner Pädagoge hat er schon seit einiger Zeit im Blick gehabt, dass drei Mädchen seines Geographie-Grundkurses in den nachmittäglichen Präsenz-Zeiten ein sexuell auffälliges Verhalten zeigen (mit Gleichaltrigen flirten!). Bei der (freiwilligen!) Kontrolle ihres Kommunikations-Accounts im Rahmen der Kooperation der Schule mit dem zur Zeit besten und daher einzigen Provider zeigten sich Inhalte stark sexualisierten Inhalts. Er hatte schon ein wenig Verdacht geschöpft, als sie sich als freiwillige Aufsichten für die Nachtschicht im Projekt „schule24 – Betreuungsangebot für Schüler mit Eltern in Nachtschichten und vergleichbaren Aufsichts-Notlagen“ eingetragen hatten. Doch um 3 Uhr morgens hatte ihn der Schlaf übermannt. Danach hätte Anja Sexualkontakt haben können, ohne dass er es bemerkt hätte. Und sie könnte jetzt wirklich schwanger sein. Wilde Gedanken gingen ihm durch den Kopf: Kann man mich dafür in Regress nehmen? Was sollen die Eltern denken, wenn sie in vier Wochen von der Montage kommen?

Anja hat sich beruhigt. So können sie in Ruhe zu ihrer Wohnung gehen, denn der Lehrer muss nach dem neuen Erlass der Bezirksregierung sich ein genaues Bild von den häuslichen Verhältnissen seiner Schülerinnen und Schüler machen, denn nur mit einer genauen Bedingungsanalyse kann Pädagogik und Didaktik greifen. Bei der Inspektion von Kühlschrank und Medizinschrank können sogleich die ernährungstechnischen und medizinisch-pharmazeutischen Grundkenntnisse in der praktischen Anwendung überprüft werden. Denn eine Studie hatte ja ergeben, dass die Schüler nur dann etwas von den neuen Fächern mitnehmen, wenn die Inhalte unmittelbare Anwendung finden. Da alle Fächer nun zweistündig unterrichtet werden, ist am Nachmittag und frühen Abend reihum immer wieder Zeit für Hausbesuche. Der ältere Lehrer hatte sich lange gegen diese Praxis gewehrt. Doch mehr als die theoretischen Argumente – die sich dann doch irgendwie immer widerlegen ließen – hatte ihn zuletzt die große Akzeptanz bei den Schülerinnen und Schülern überrascht. Zu seinem großen Erstaunen gab es bei vielen Mädchen und Jungen kaum eine Scheu vor der körperlichen Nähe. Einige suchten sogar so sehr danach, dass es ihn überforderte. Dass ein Lehrer anordnete, dass man sein Zimmer aufzuräumen habe, stieß bei den Kindern auf die gleiche Zustimmung oder Ablehnung wie bei den biologischen Eltern. Mittlerweile sprach man im Referendariat bereits von „pädagogischer Elternschaft“ und meinte damit die Spannung zwischen der professionellen Distanz und gleichzeitigen empathischen Nähe gegenüber den Zöglingen. Das ganze Schulsystem war sozusagen ein großes Internat geworden, so hatten die Bildungsexperten plakativ argumentiert.

Vieles hat sich seitdem entspannt, besonders das Verhältnis zwischen Eltern und Lehrern, aber auch die alltägliche Verkehrslage rund um die Schulen. Nur noch zu Ferienbeginn und -ende, ein wenig auch noch an den Wochenenden, stapeln sich noch dicke Autos, die das Wertvollste in Empfang nehmen, was Eltern besitzen: Ein professionell ausgebildetes Kind.

In Anjas Wohnung sieht der Lehrer kurz nach dem Rechten. In der Ecke steht völlig verstaubt eine alte marode Gitarre. „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“, „Expo Hannover“ und „Weg mit den Alpen – freie Sicht bis Mailand!“ liest er auf den Aufklebern. Als Jugendlicher mit einer Klampfe zur Weltausstellung, das ginge heute nicht mehr. Die Welt hat sich verändert, und darauf musste man reagieren. Freiheit, das war immer ein Luxus für wenige Reiche und einige Träumer gewesen. Und die Zeiten, in denen wenige sich einen Luxus leisten können sollten und die anderen nicht – diese Zeiten waren ein für allemal vorbei. Chancengleichheit erweist sich erst in der effektiven Gleichheit über das ganze Leben hinweg und geht nur mit durchgängiger Kontrolle und wissenschaftlicher Fundierung. Ansonsten bleibt sie ein Privileg für Besserverdienende.


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